Leipzig freut sich seit Jahren über ungebrochen hohes Wachstum, darunter auch viele Kreative und einige Startups. Wo Leipzig leider auch immer noch weit vorne liegt: Kriminalität. Insbesondere Fahrraddiebstahl. Auf 100.000 Einwohner gerechnet werden in Leipzig jährlich um die 1300 Räder entwendet.
tex—lock: das Fahrradschloss aus intelligentem Textil
Egal ob Rahmenschloss, Bügelschloss, Kettenschloss oder Faltschloss. Keine der Methoden zur Sicherung schützt hunderprozentig vor Fahrraddiebstahl. Und meist gilt auch die Faustregel: je sicherer das Schloss, desto schwerer. Diesem Problem widmet sich jetzt das Leipziger Startup tex—lock.
Feuerfest, schnittfest, keine Kratzer und kein Klappern
Das Schloss soll schnitt- und schlagfest sein wie alle Standardschlösser aus Metall. Zahlreiche Belastungstests, immer neue Materialkombinationen, Bearbeiten mit Handbrenner und Bolzenschneider, Zugkräfte von mehr als einer Tonne – das Schloss hält. Auch etablierte deutsche Schlosshersteller haben das Schloss getestet. „Wir verwenden Fasern, die sich auch in der Raumfahrt, der Automobilindustrie oder der Architektur bewährt haben und kombinieren diese auf völlig einzigartige Weise neu“, so Suse Brand, die den Bereich Forschung und Entwicklung bei tex—lock verantwortet.
Selbst wenn im Video zum Gewichtsvergleich ein besonders schweres Schloss gewählt wurde: mit nur ca. 400g ist das tex-lock beeindruckend leicht. Weitere Vorteile seien die hohe Flexibilität, das ansehnliche Design und – nicht zu vernachlässigen – die Haptik. Kratzer am Lack des nagelneuen Renners sollen der Vergangenheit angehören. Lautes Klappern beim Fahren: Fehlanzeige.
Drei Gründerinnen mit Frauenpower in der Technologiebranche
Alexandra Baum ist eine vielbeschäftigte Gründerin. Die junge Mutter von zwei Kindern hat 2016 mit ihren Mitstreiterinnen Suse Brand und Katja Käseberg ihr eigenes Start-up gegründet. Nach zwölf Jahren als externe Dienstleisterin im Bereich Forschung und Entwicklung der Textiltechnologie unter anderem für zahlreiche Automobilindustriezulieferer, fassten Baum und Brand vor drei Jahren den Entschluss, die eigene Vision zu verwirklichen.
Mittlerweile ist das Patent weltweit angemeldet und das Produkt kurz vor der Fertigstellung. Der Weg, von der Machbarkeitsstudie über die Entwicklung erster Prototypen bis hin zum serienreifen Produkt, war steinig und von vielen Herausforderungen geprägt.
Beratung im SPINLAB Leipzig und Finalist bei der ISPO BRANDNEW
Erst im August 2016 gingen die Gründerinnen nach zwei Jahren Entwicklungsphase auf der Eurobike an die Öfentlichkeit. Im selben Jahr hat es mit dem Einzug in den Startup-Accelerator der Handelshochschule Leipzig geklappt. “Seitdem wir im Spinlab sitzen, haben wir nochmal einen einen richtigen Satz nach vorn gemacht”, sagt Alexandra Baum. Neben regelmäßigem Coaching durch die Mentoren des Spinlabs ist auch der Austausch mit den anderen Gründern hilfreich. Beratung läuft auf diese Weise wechselseitig, “man unterstützt den anderen immer Mal mit Tipps, wenn man bereits an derselben Stelle war.
In diesem Jahr warten neue Herausforderungen auf die Gründerinnen. Beim ISPO BRANDNEW Award befindet sich tex-lock unter den Finalisten. Zwar hat es nicht für den ersten Platz gereicht, aber die Teilnahme am Showroom der Messe Anfang Februar bringt tex-lock große Aufmerksamkeit von Verbrauchern, Technologieszene und Investoren.
Crowdfunding auf Kickstarter bringt tex-lock auf die Straße
Deswegen startet ab dem 5. Februar 2017 die Kickstarer Kampagne. Die Crowdfunding Kampagne bei Kickstarter wollen die drei Unternehmerinnen auch als Feedback des Markts nutzen. Das Produkt soll schließlich international vermarktet werden. “Es wird auch nochmal interessant zu sehen, welche länderspezifischen Unterschiede wir feststellen können. Egal, ob die Schlösser in südlichen Ländern eher bunter sein müssen oder die Niederländer besonders auf Rahmenschlösser vertrauen. Mit der Kickstarterkampagne werden wir die Wünsche der Kunden verstehen und umsetzen”, sagt Alexandra Baum zu den weiteren Plänen.
Vom Gründerstipendium zum Investorkapital
Im Moment hält ihnen auch ein Gründerstipendium den Rücken frei. Denn neben der Arbeit an Entwicklung und Marketing bleibt keine Zeit mehr für andere Projekte. Das oberste Ziel ist daher, jetzt einen Investor zu finden. Mittlerweile befinden sich die drei in sehr konkreten Gesprächen und sind zuversichtlich, dass sie die nächste Stufe erreichen. Über die Anwendungen im Fahrradmarkt hinaus gibt es bereits Ideen für die weitere Anwendung des tex–lock Seiles. „Überall, wo Einsparung von Gewicht bei hoher mechanischer Belastung eine Rolle spielt“, hält Suse Brand fest, „kann das Prinzip unseres mehrschichtigen Seils noch so manche Branche erobern.“