Seit Jahren gilt der Mittelstand als Digitalisierungslangschläfer. Eine Studie der Unternehmensberater von PricewaterhouseCoopers legt nahe, dass sich jetzt auch die letzten Nachzügler mit der digitalen Transformation beschäftigen.
Laut der Befragung von insgesamt 220 Mittelständlern mit Betriebsumsätzen zwischen 50 und 500 Millionen Euro sehen 90 Prozent der Unternehmer Digitalisierung als den zentralen Trend an, der ihr Geschäft in den kommenden Jahren beeinflussen wird.
Digitale Produkte und kompetente Mitarbeiter gegen die Konkurrenz
Um auf die Entwicklung zu reagieren, gehört zu den wichtigsten identifizierten Maßnahmen wie Weiterentwicklung der eigenen Produkte. Außerdem hoch im Kurs: die Mitarbeiter weiterzubilden für digitales Denken. Immerhin knapp die Hälfte der Unternehmen möchte auch das Geschäftsmodell überprüfen. Dabei werden eher weniger kleinere Startups oder größere Konzerne als Konkurrenz wahrgenommen. Überwiegend will man sich durch einen Vorsprung in der Digitalisierung gegen die klassischen Wettbewerber aus der eigenen Branche wappnen.
Digitale Sicherheit wird zum Top-Thema des Mittelstands
Gefordert sei dazu vor allem Innovationsfähigkeit, Kreativität und Veränderungsbereitschaft. Entsprechend der neuen Herausforderungen würden die befragten Geschäftsführer vor allem in IT und IT-Sicherheit investieren, wenn sie eine Millionen Euro zur Verfügung bekämen. Den stärksten Zuwachs bekommt hier das Thema Sicherheit. Insbesondere digitale Produkte und Geschäftsmodelle sind schließlich wie gemacht für Wirtschaftsspionage, außerdem bezieht auch Suchmaschinengigant Google verstärkt sichere Verbindungen in seinen Algorithmus ein.
Was nicht in der Studie steht
Die Ergebnisse der Befragung sind ein Fingerzeig dafür, dass Mittelständler vermehrt verstehen, auf die Digitalisierung reagieren zu müssen. Die Frage nach Investitionen in IT ist allerdings fiktiv und es bleibt unklar, wieviel und in welche Bereiche tatsächlich investiert. Spannend wäre gewesen, die Antworten selbst nach Branchen aufzuteilen. Insbesondere Banken, Versicherungen, Rechtswesen und andere Dienstleister gelten als besonders “digitalisierungsgefährdet”. Aber auch in anderen Branchen sollte sich der Gedanke durchsetzen, dass das Geschäftsmodell nur so lange Bestand hat, wie es für die Nachfrage als optimale Lösung gilt.
Chancen zur digitalen Entwicklung nutzen
Die Übersetzung von einzelnen Prozessen oder des gesamten Geschäftsmodells in die digitalisierte Welt kann sprunghaft geschehen. Selten kann der Unternehmensalltag eins zu eins in die digitale Welt übersetzt werden, sondern man muss einen Schritt zurücktreten und Denkmuster aufbrechen. Deswegen ist es folgerichtig, Innovationsfähigkeit als wichtigste Triebfeder zu identifizieren. Dabei spielt Größe eine untergeordnete Rolle. Kleine und Mittlere Unternehmen sollten Digitalisierung oder digitales Denken zur Chefsache machen und Raum für Entwicklung geben. Ob in regelmäßigen Workshops, als eigene Planstelle oder mit Einzelmaßnahmen zur Digitalisierung von Prozessen.