Bei der Talkrunde des 65. Unternehmerstammtisches diskutierten Experten und Expertinnen sowie das Unternehmer-Publikum über das weite Thema der Fahrradwelt. Aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtete die Expertenrunde die Themen Mobilität, CO2 Fußabdruck, Wirtschafts- und Fahrradverkehr, Firmenfahrrad, Fördermittel, nachhaltige Lieferketten und Netzwerke.
Gesellschaftliche Transformation
“Wir befinden uns in einer gesellschaftlichen Transformation”, so das Fazit einer sehr aktiven Diskussionsrunde. “Eine Verkehrswende können wir gut hinbekommen; die Gesellschaft ist soweit. Und Leipzig hat die besten Voraussetzungen. Es ist eine Aufgabe von uns allen und Fahrräder haben bei einer klaren nachhaltigen Lieferkette Vorbildcharakter. Im Straßenverkehr brauchen wir keine neuen Regeln, wir müssen nur respektvoller und mit mehr Rücksichtnahme aufeinander zu gehen und toleranter miteinander umgehen.”
Impulsgeber der Talkrunde
Susann Reuter, Geschäftsführerin rad3 UG
“Wir waren sehr gern Gastgeber für diese Veranstaltung! Das Interesse am Thema Fahrrad in all seinen Facetten war groß, und die Möglichkeit, selbst mal ein Lastenrad zu testen, wurde von vielen begeistert genutzt. Die große Vielfalt an Konzepten und Lösungen für kleine und große Transportaufgaben hat die Teilnehmenden am meisten beeindruckt, und wir freuen uns auf die Fortsetzung der Gespräche in den nächsten Wochen.”
Robert Strehler, Vorstandsvorsitzender ADFC Leipzig,
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Leipzig e.V.
“Retten Fahrräder die Welt? In seiner Komplexität kann das Thema Fahrrad eine Vorbildrolle spielen. Wenn es der Fahrradbranche gelingt, nachhaltige und Ressourcen schonende Lieferketten und Produktionen aufzubauen, dann kann es ein Leuchtturm zur Weltrettung sein. Um diese ambitionierte Vision zu tragen, braucht es ein gesundes gesellschaftliches Miteinander und vor allem eine Transformation unserer bisherigen Mobilität. Den Anforderungen der Gegenwart und Zukunft können wir mit den bisherigen Herangehensweisen und dem mutlosen „weiter so!“ nicht gerecht werden. Wenn dieser Prozess nur dann gelingt, wenn es jemand vormacht und dieser Jemand ist das Fahrrad – dann retten die Räder am Ende doch die Welt.”
Sebastian Billhardt, Geschäftsführer Rotorbikes GmbH
“Fahrräder können dazu beitragen die Welt zu retten. Mann sollte sich die Frage stellen: Was brauche ich? Und, zu welchem Preis? Und hier ist nicht der rein monetäre gemeint.
Kann Innovation nicht auch in der Art der Produktion liegen? Beispielsweise nachhaltig, regional und auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt.
Christian Likos, Hauptabteilungsleiter Wirtschaft & Recht Handwerkskammer zur Leipzig
“Selbstverständlich kommt es darauf an. Fahrräder, wie auch alle anderen Verkehrsträger (bspw. KFZ, Zug, Flugzeug, Schiff) haben spezifische Eigenschaften und benötigen eine entsprechende Infrastruktur (Wasser, Luft, Schiene, Straße) und damit gibt es Vorteile, Nachteile und entsprechende Verkehrsträgerkosten. Letztlich helfen alle dabei Personen, Waren und Güter von A nach B zu transportieren, also den Raum (aus welchen Gründen auch immer) zu überwinden. Fahrräder sind hervorragend geeignet für sehr Vieles, nur nicht für Jeden und nur nicht für Alles. Ich vermute, dass die meisten Menschen den Rettungshubschrauber und den Rettungswagen einem Rettungsfahrrad vorziehen, wieso nur? Und darum geht es auch bei den Nutzfahrzeugen unserer Handwerker, einige Handwerker werden das Fahrrad problemlos einsetzen können – da wo es passt, aber sehr Viele leider nicht. Aus der heutigen Handwerkerperspektive retten Fahrräder eher nicht die Welt, aber aus sehr viele anderen Perspektiven ist das Fahrrad ein hervorragendes “Weltrettungsinstrument”.”
“Ich wünsche mir … alle halten sich an die Straßenverkehrsordnung Paragraph 1 und üben sich in Gelassenheit.
§ 1 StVO (1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. (2) Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.”
Wennemar de Weldige, Stadt Leipzig,
Amt fürWirtschaftsförderung
“Wir brauchen keine neuen oder noch mehr Regeln. Wir müssen eine andere Haltung zum Verkehr entwickeln und rücksichtsvoller miteinander umgehen. Das Fahrrad ist und bleibt die genialste „Übertragungsmaschine“. Wenn wir etwas fördern fangen die Leute interessanterweise an, über das Geförderte nachzudenken.”